Klin Monbl Augenheilkd 2015; 232(11): 1270-1273
DOI: 10.1055/s-0041-107659
Übersicht
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Eine ungewöhnliche Ursache für erhöhte Blendempfindlichkeit

An Unusual Cause of Increased Light Sensitivity
S. M. Mueller
Augenheilkunde, Universitätsklinikum Tübingen
,
H. Wilhelm
Augenheilkunde, Universitätsklinikum Tübingen
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Publication History

eingereicht 18 August 2015

akzeptiert 05 October 2015

Publication Date:
17 November 2015 (online)

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Zusammenfassung

Eine erhöhte Blendempfindlichkeit steht meist in Zusammenhang mit Erkrankungen des vorderen Augenabschnitts wie Katarakt oder Iritis. Anhand eines Falles schildern wir eine Raumforderung im Bereich des Chiasmas als ungewöhnliche, aber wegweisende Ursache. Hypophysenadenome gehören zu den häufigsten Hirntumoren und können durch ihre anatomische Nähe zu einer Chiasmakompression führen. Im Chiasma verlaufen die gesamten visuellen Afferenzen, sodass eine Schädigung an dieser Stelle besonders kritisch ist. In 2 Drittel der Fälle verursachen die Tumoren Hormonstörungen und werden im Rahmen einer Bildgebung erkannt. Bei dem restlichen Drittel jedoch handelt es sich um hormoninaktive Tumoren, bei denen der Augenarzt erste Anlaufstelle für die Patienten sein kann und die Weichen für eine Bildgebung stellt. Meist geben die Patienten trüberes Sehen an oder fallen durch charakteristische Gesichtsfeldausfälle wie z. B. eine bitemporale Hemianopsie auf. Jedoch kann in anderen Fällen das einzige pathologische Symptom eine gesteigerte Blendempfindlichkeit sein. Bei einer durch Pathologien des Vorderabschnitts nicht erklärten Photophobie kommt in Ausnahmefällen eine Raumforderung im Bereich des Chiasmas als Ursache infrage.

Abstract

Photophobia is in many cases linked to pathologies of the anterior segment of the eye, e.g. cataract or iritis. We report an unusual case of increased light sensitivity due to a compressing lesion of the chiasm. Pituitary adenomas are among the most frequent intracranial tumours and can affect the chiasm – the site where all the visual afferences meet. A lesion of the chiasm is therefore particularly dangerous. Fortunately, in two-thirds of all cases, pituitary adenomas lead to hormonal dysfunction, so that magnetic resonance imaging of the brain is conducted. However, in the remainder of the cases, the ophthalmologist may be the first physician to see the patient because of visual problems. Usually patients report reduced vision or show typical visual field defects, such as bitemporal hemianopsia. However, the only pathological symptom may be increased light sensitivity. In rare cases of photophobia which cannot be explained by pathologies of the anterior segment, a compressing lesion of the chiasm should be considered.